Auch wenn es immer mal sein, dass sich eine unserer Tiere eine Krankheit oder Verletzung zuzieht, sind Krankheiten bei Schildkröten leider oft ein Resultat von Haltungsfehlern. Gehen Sie bitte bei Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten Ihrer Schildkröte wie z.B. Apathie, Futterverweigerung umgehend zu einem schildkrötenerfahrenen Tierarzt. Schildkröten kommen in der Ausbildung "normaler" Tierärzte leider nicht vor. Daher sind Tierärzte, die sich nicht speziell weitergebildet haben, mit der Behandlung von Schildkröten meist überfordert.
Schildkröten mit Verletzungen an den Giedmaßen sollte man in einen Karton setzen, diesen gut verschließen und an einen ruhigen, 21 bis 27 Grad warmen Ort stellen. Der Schildkröte bitte kein Wasser und auch kein Futter geben. Stattdessen sollte man so schnell wie möglich einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt aufsuchen.
Eine Landschildkröte mit beginnender Blutvergiftung (Sepsis) bekommt zuerst rot durchschimmernde Stellen auf der Panzerunterseite. Dabei handelt es sich um Blut, welches sich im Bereich des Bauchpanzers ansammelt. Eine Sepsis ist behandlungsbedürftig! Deshalb bitte einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt aufsuchen.
Verletzungen des Panzers bei Schildkröten entstehen meist durch Unfälle auf Straßen oder durch große Hunde, die die Schildkröte als Kauknochen benutzen. Verletzungen am Panzer können lebensbedrohlich sein. Daher auch hier bitte so schnell wie möglich einen schildkrötenerfahrenen Tierarzt aufsuchen.
Ich beschreibe im Folgenden einige Krankheitszeichen und mögliche Ursachen. Die Behandlung ist immer gleich und heißt: Schildkrötenerfahrener Tierarzt!
1 | Apathie: Teilnahmslosigkeit | Zu kalte und /oder zu dunkle Haltung oder diverse andere Erkrankungen. |
2 | Appetitlosigkeit (Inappetenz): Tier frisst nichts mehr | Diverse Krankheiten können Ursache dafür sein. Auch Herpes. |
3 | Atemnot: Atmen bei geöffnetem Maul, Belag im Maul | Herpes- oder andere Virusinfektion. Umgehender Abstand zu Artgenossen (Quarantäne). |
4 | Augenlieder: Augenlieder sind geschwollen und verklebt,Auge tränt | Zugluft, Verletzung, Reizungen, Entzündung, Infektion, Fremdkörper, Schildkröten-Herpes. |
5 | Außenparasiten: Sichtbare Parasiten an Panzer und/oder Haut | Evtl. Vitaminmangel (jedoch niemals ohne tierärztliche Absprache Vitamine zuführen), mangelnde Hygiene. |
6 | Bewegungsunfähigkeit: Die Schildkröte bewegt sich nicht mehr | Stoffwechselstörung, Infektionen, falsche Fütterung, Parasitenbefall, Nierenprobleme oder Herzerkrankung. |
7 | Blutungen: Schildkröte blutet oder hat Wunden | Bisse oder Unfälle. |
8 | Darmvorfall: Der Darm tritt aus der Kloake hervor und bleibt stundenlang bestehen | Wichtig: Von Anfängern wird oft der Penis seiner Schildkröte mit einem Darmvorfall verwechselt. Bitte niemals daran ziehen. |
9 | Durchfall | Gestörte Darmflora, Darmparasiten. Als erste Gegenmaßnahme können Weidenblätter verfüttert werden. |
10 | Futterverweigerung: Schildkröte frisst nicht mehr | Jegliche Art von Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium, zu kalte und zu dunkle Haltung. |
11 | Hautablösung: Ablösung am Hals oder im Kloakenbereich mit Wunde | Vitamin-Überversorgung (bitte niemals ohne tierärztliche Absprache Vitamine zuführen), Milben- oder Pilzinfektion. |
12 | Herpes: Die tödliche Virusinfektion bei Schildkröten | Virusinfektion. Sofort von Artgenossen separieren. |
13 | Hexamiten, Geißeltierchen/Parasiten | Kommen gelegentlich vor und müssen behandelt werden. |
14 | Hornhauterkrankung: Linsentrübung | Zu geringer Abstand des UV-Strahlers von dem Tier oder zu lange UV-Bestrahlung. |
15 | Hornschneiden: Überwachsender Schnabel / Papageienschnabel | Falsche Ernährung, fehlende Sepiaschale. |
16 | Krallen zu lang | Zu weicher Untergrund. Aber: die Männchen einiger Wasserschildkrötenarten haben lange Krallen, die nicht gekürzt werden dürfen. |
17 | Legenot: Schildkröte kann ihre Eier nicht ablegen | Fehlen eines geeigneten Eiablageplatzes, zu niedriges Substrat. |
18 | Lethargie: Schildkröte bewegt sich kaum, Nahrungsverweigerung | Jegliche Art von Erkrankung, zu geringe Sonnenplatztemperatur. |
19 | Lungenentzündung: Geräuschvoller Atem, Bläschen im Rachen und auf der Nase | Zugluft, zu kalte Haltung. |
20 | Maul: Flüssigkeit oder Schleim kommt aus dem Maul | Schnupfen, Erkältung durch Zugluft, Feuchtigkeit, Kälte, Infektion. Herpes. |
21 | Milben | Evtl. Vitaminmangel (niemals ohne tierärztliche Absprache Vitamine zuführen!), mangelnde Hygiene. |
22 | Oxyuren: Madenwürmer - die mit am häufigsten vorkommende Wurmart bei Schildkröten | Können bei Nahrungsaufnahme immer wieder in die Schildkröte gelangen. |
23 | Panzerbruch, Panzerverletzung | Unfall, Biss von Hund etc. |
24 | Panzererweichung oder -Verformung. Panzer lässt sich verformen oder ist bereits verformt | Nicht mit elastischem juvenilem Panzer verwechseln. Ansonsten Mangel an Kalk und/oder UV-Bestrahlung. |
25 | Panzernekrose: Carapax- und Plastronoberfläche werden langsam durch Bakterien zerstört | Zu feuchter Untergrund, Bakterieninfektion. Fehlender trockener Sonnenplatz bei Wasserschildkröten. |
26 | Rachitis: Knochenerweichung durch Vitamin D3 Mangel | Mangelnde Beleuchtung und/oder Kalkversorgung. |
27 | Schleim auf der Nase, pfeiffender Atem (bei Wasserschildkröten ist eine Erkältung manchmal durch Schräglage im Wasser zu erkennen) | Schnupfen, Erkältung durch Zugluft, Feuchtigkeit, Kälte. Herpes. |
28 | Schnabel: zu lange Hornschneiden | Falsche Ernährung |
29 | Schnupfen | Zugluft, Feuchtigkeit, Kälte |
30 | Schwellungen | Meist Nierenprobleme |
30 | Sepsis: Blutvergiftung | Bakterieninfektion |
31 | Stuhlgang: Schmieriger und übel riechender Kot | Folge einer Darminfektion, Wurmbefall, zu kalte Haltung |
32 | Verstopfung: Keine Kotabgabe mehr | Amöbeninfektion, Wurmbefall, Flüssigkeitsmangel, Fremdkörper im Darmtrakt |
Erklärung
Herpes ist eine Virusinfektion bei Schildkröten und gilt als die Schildkrötenseuche. Seit Ende der 80er Jahre häufen sich die Infektionen in den Beständen. Der Herpesvirus ist nicht zu bekämpfen und das betroffene Tier bleibt sein Leben lang ein potenzieller Überträger auf andere Schildkröten. Stirbt ein Tier aus einem Bestand an Schildkröten-Herpes, muss davon ausgegangen werden, dass zu 95% der ganze Bestand ebenfalls infiziert ist.
Vorbeugung
Neuzugänge, Fundtiere und Pflegetiere müssen mind. 1 Jahr in Quarantäne verbringen und alle 4-6 Wochen sollte eine Blutuntersuchung auf Antikörper gegen Herpesviren durchgeführt werden. Die Untersuchung muss so oft durchgeführt werden, da ein negativer Befund nicht gleich herpesfrei bedeutet, sondern nur dass noch keine Antikörper gegen den Virus gebildet wurden. Zwischen dem Umgang mit getrennt lebenden Tieren gründlich(!) Hände waschen.
Das Krankheitsbild
Die Empfänglichkeit der einzelnen Schildkrötenarten für Herpesviren ist verschieden. Die Maurische Landschildkröte zum Beispiel gilt allgemein als eher resistent bzw. überlebt eine Infektion häufig, während Griechische Landschildkröten zumindest in früheren Jahren in der Regel verstarben. Das Gefährliche ist, dass bereits am Virus erkrankte "stressfreie" Tiere oft lange Zeit keine Anzeichen einer Krankheit zeigen.
Eine Stressituation oder eine andere Krankheit kann dazu führen, dass der Erreger ausbricht. Anzeichen der Erkrankung sind z.B. ein gelblicher Belag auf der Zunge, Appetitlosigkeit, Apathie, Atemnot, Schluckbeschwerden, Schleimausscheidungen aus Nase und Rachen, Schlucklähmungen (Futter bleibt im Maul/Hals stecken), Bewusstlosigkeit und unnatürliche Bewegungen.
Betroffene Tiere können aber auch ohne diese Anzeichen plötzlich sterben. Daher sollten solche plötzlichen Todesfälle in Zeitungspapier eingewickelt und umgehend an eines der folgenden Institute zur Untersuchung eingesandt werden:
veterinärmedizinische Betreuung
niederer Wirbeltiere und Exoten
Dr. F. Mutschmann, TA F. Hausemann, Dr. C. Gaedicke GbR
Am Tierpark 64
10319 Berlin
Westerfeldstr 1
32758 Detmold
Institut für Zoologie, Fischereibiologie
und Fischkrankheiten Dr. M. Baur
/ Dr. P. Kölle
Kaulbachstr. 37
80539 München
Von Herpes betroffene Arten
Bisher als Herpesträger bekannt geworden sind:
Testudo hermanni, Testudo graeca, Testudo marginata, Testudo horsfieldii, Geochelone pardalis, Geochelone denticulata, Geochelone chilensis, Geochelone carbonaria, Geochelone elongata, Malacochersus tornieri, Chelonoidis chilensis, Testudo kleinmanni, Caretta caretta, Chelonia mydas, Clemmys marmorata, Graptemys barbouri, Graptemys pseudogeographica und Emys obicularis.
Besonders die nordafrikanischen Unterarten von Testudo graeca gelten als eine der Hauptüberträger für die (bei ihnen kaum zu bemerkende) Krankheit. Nach neuesten Erkenntnissen muss sogar davon ausgegangen werden, dass die 6 verschiedenen Herpesviren auf fast alle Arten von Schildkröten übertragen werden können!
Ansteckungsgefahr
Eine betroffene Schildkröte scheidet die Viren in Speichel, Nasensekret, Kot und Sperma aus, die Ansteckung mit Herpes erfolgt über die Maulhöhle.
Behandlung betroffener Tiere
Kranke Tier müssen sofort vom Bestand separiert werden.
Eine Behandlung, die die Schildkröte von dem Virus befreit, gibt es nicht aber das Tier kann im Kampf gegen den Ausbruch der Krankheit unterstützt werden. Dazu gehören natürlich optimale Haltungsbedingungen, evtl. Antibiotika/Antimykotika gegen Sekundärinfektionen, Bekämpfung eines Parasitenbefalls.
Mensch <=> Tier
Der Herpesvirus bei Schildkröten hat mit dem menschlichen Herpes nichts zu tun und ist daher auch nicht von Mensch auf Tier oder umgekehrt übertragbar!
Woran erkenne ich eine Legenot?
Lähmungserscheinungen an den Hinterbeinen, unruhiges Umherwandern des Weibchens oder Versuche, Probegrabungen vorzunehmen sind unter anderem ein Hinweis auf Legenot. In fortgeschrittenem Stadium kann Futterverweigerung und apathisches Verhalten auftreten.
Ursachen
Ursachen dafür, dass eine Schildkröte ihre Eier nicht ablegen kann, sind meistens fehlende oder ungeeignete Eiablageplätze, Störungen während der Eiablage und allgemein schlechte Haltungsbedingungen. Aber auch Kalziummangel, sonstiger Nährstoffmangel, UV-Mangel, Stress durch aufdringliche Männchen und zu kalte Haltung können zur Legenot führen. Auch zu schnell gewachsene Schildkrötenweibchen können zum Problem werden, wenn die Öffnung zwischen den oberen und unteren Panzerschilden zu eng für die Eier ist. In seltenen Fällen sind deformierte oder zu große Eier schuld daran, dass die Eier nicht gelegt werden können.
Was genau ist Legenot?
Legenot ist ein krankhafter Zustand, der lebensbedrohlich für Schildkröten sein kann. Schildkrötenweibchen tragen hierbei voll entwickelte Eier im Eileiter und können diese nicht ablegen. Bitte unbedingt daran denken, dass auch alleinlebende Weibchen immer einen Eiablageplatz benötigen. Leider überleben von dieser Krankheit geschwächte Tiere eine notwendige Operation, bei der die Eier herausgeschnitten werden müssen, oft nicht.
Gegenmaßnahmen
Der Tierarzt wird ein Röntgenbild mit der Schildkröte machen und so feststellen, ob ungelegte Eier vorhanden sind. Eine Trächtigkeit alleine ist jedoch natürlich noch nicht zwangsläufig eine Legenot. Aber zusammen mit dem oben beschriebenen Verhalten der Schildkröte wird ein erfahrener Tierarzt die Lage richtig beurteilen können.
Diese Maurische Landschildkröte hat Wasseransammlungen im Körper, die auf Nierenprobleme hinweisen. Eventuell liegt auch bereits ein akutes Nierenversagen vor. Es ist auch möglich, dass ein Tumor auf Herz und Lunge drückt und für diese Wasseransammlungen sorgt. Die folgenden Bilder wurden mir zur Verfügung gestellt.
Symptome
Von außen sehen diese Wasseransammlungen wie Schwellungen bzw. Beulen an der Haut der Schildkröte aus.
Ursachen
In Frage kommt eine Nierenerkrankung (Nephropathie) wie z.B. eine Niereninsuffizienz. Dies ist eine chronische Nierenschwäche mit einem dauerhaften Verlust von funktionsfähigem Nierengewebe.
Aber auch Nierenentzündungen (Nephritiden) in verschiedenen Abschnitten des Niere durch Bakterien, Pilze, parasitische Einzeller wie Hexamiten können dafür verantwortlich sein.
Hauptverantwortlich für eine Degeneration von Abschnitten der Niere (Nephrose) sind meist schlechte Haltungsbedingungen.
Behandlung
Sowohl Landschildkröten als auch Wasserschildkröten können diese Anzeichen einer Nierenerkrankung aufweisen. In jedem Fall muss die Schildkröte umgehend von einem schildkrötenerfahrenen Tierarzt behandelt werden, da Lebensgefahr besteht. Je Art der Nierenerkrankung kommt bei bakteriellen Infektionen Antibiotika zum Einsatz.